In den nächsten zwei Jahren sollen weltweit 14 neue Gesetze zu Sorgfaltspflichten in der Lieferkette verabschiedet. Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz tritt erstmals im Januar 2023 in Kraft und gilt zunächst für Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitern. Ziel dieser Gesetze ist es, neue Standards zu etablieren, die Minimalanforderungen in Bezug auf Arbeitssicherheit, Arbeitsbedingungen, Menschenrechte, Gesundheit und Umwelt umfassen. Für Unternehmen bedeutet das, dass sie entlang ihrer Lieferketten mittels Monitoring Risiken ermitteln und entsprechende Maßnahmen einleiten müssen.
Black Box Lieferkette
Nur wenn herstellende Unternehmen ihre gesamten Lieferketten vom fertigen Produkt bis hin zum Rohmaterial zurückverfolgen können, sind sie auch dazu in der Lage, bei ihren Lieferanten die Einhaltung von Standards zu überprüfen. In der Vergangenheit gab es immer wieder Skandale. Marken sind zwar gut über ihre direkten Lieferanten informiert, kennen aber keine weiteren indirekten Zulieferer oder die Rohstoffproduzenten. Bisher führten derartige Vorkommnisse schlimmstenfalls zu Reputationsverlust, was für eine Marke schon schwer genug sein kann. Doch mit dem Inkrafttreten des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes und dem bevorstehenden europäischen Green New Deal im Jahr 2025 wird sich hier noch einiges ändern. Wer seine Sorgfaltspflichten nicht einhält, wird künftig mit Sanktionen rechnen müssen. Doch wie genau können Unternehmen es schaffen ihre teils hochkomplexen Supply Chains zu überblicken und damit die Einhaltung der neuen Standards sicherzustellen?
Lückenloses Monitoring hochkomplexer Lieferketten
Der erste Schritt in Richtung Due Diligence ist das Erfassen sämtlicher Stakeholder einer Lieferkette auf einer Plattform (Supply Chain Mapping). Die Plattform verschafft einen umfangreichen Überblick über das verästelte Geflecht des Lieferkettennetzwerks. Da dieses in der Regel sehr komplex ist, empfiehlt sich eine Supply-Chain-Mapping-Software für die Berücksichtigung der Stakeholder entlang der gesamten Lieferkette und für das Management der zugehörigen Informationen. Die Software macht die entsprechenden Daten für Unternehmen und andere relevante Akteure lesbar und nutzbar. Dafür müssen diese aber eindeutig, objektiv und nachprüfbar sein.
Um eine solche Datenqualität zu erreichen und so die lückenlose Einhaltung von Standards zu ermöglichen, bedarf es vieler verschiedener Maßnahmen. Dazu gehört zum Beispiel das Einholen von Selbstauskünften der Zulieferer. Aber auf Wunsch eines Unternehmens können auch andere Datensätze und Methoden eingesetzt werden. Darunter die Beobachtung per Satellit, Kontrollen vor Ort, oder der Abgleich von erwarteten und gemeldeten Produktionsmengen der Zulieferer.
Die entsprechenden Informationen unterstützen Unternehmen dabei, ihre Entscheidungen auf der Basis von nachprüfbaren Daten zu treffen. Im Fall eines Risikos in der eigenen Lieferkette kann man entsprechend der eigenen Richtlinien und Nachhaltigkeitszielen eine Lösung zu finden. So kann die Software den Prozess der Risiko- und Folgenabschätzung automatisieren, indem sie Stakeholder anhand von selbst gemeldeten oder von Dritten bereitgestellten Daten erfasst und bewertet.
Hohe Kosten und Sanktionen bei Nichteinhaltung
Der neueste Entwurf der Europäischen Kommission wurde am 14. September 2022 vorgestellt. Grundlage des Gesetzes ist ein System, in dem Behörden mit Untersuchungen alle Produkte auf dem EU-markt abdecken. Der Entwurf sieht vor, auf dem EU-Markt Produkte aus dem Verkehr zu ziehen, die mit Zwangsarbeit hergestellt wurden. Unternehmen, die in ihren Lieferketten die nötigen Sorgfaltspflichten einhalten, vermeiden also ein ökonomisches Risiko, und können sich gleichzeitig von ihren Wettbewerbern abheben und von einem reduzierten Risiko für ihre Marke und ihren Ruf profitieren. Deshalb ist das lückenlose Monitoring der gesamten Lieferkette nicht nur aus ethischen Gründen ein Muss, es ist für Unternehmen auch finanziell günstiger, als auf diese Transparenz zu verzichten.
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