Aus einer guten Geschäftsidee ein langfristig erfolgreiches Unternehmen zu machen, ist mit einigen Herausforderungen verbunden. Viele davon sind nicht einzigartig, sondern betreffen fast alle Start-ups – die Erfahrungen anderer Entrepreneure können daher eine wertvolle Hilfe sein. Samuel Müller, CEO und Mitgründer von Scandit, gibt Tipps für Unternehmensgründer in der kritischen Gründungs- und Expansionsphase.
Fünf Tipps für Unternehmensgründer
Ein allgemeingültiges Erfolgsrezept für den Aufbau eines eigenen Unternehmens gibt es leider nicht. Nur selten läuft in den ersten Monaten und Jahren alles nach Plan. Viele Schwierigkeiten lassen sich indes umschiffen, denn andere Gründerinnen und Gründer standen bereits vor ähnlichen Herausforderungen und geben ihre Erfahrungen in der Regel gern weiter. So auch Samuel Müller, der die folgenden Tipps für Unternehmensgründer parat hat:
Einen klaren Fokus setzen.
Gerade in der Anfangszeit sind die Ressourcen eines Start-ups noch sehr beschränkt. Umso wichtiger ist es, Schwerpunkte zu setzen und sich nicht in zu vielen Aktivitäten zu verlieren. Letztlich wird es immer jemanden geben, der gute Argumente dafür vorbringt, warum man diese oder jene Idee weiterverfolgen sollte. Dann gilt es, im Team zu diskutieren und genau abzuwägen, welche Chancen und Risiken damit verbunden sind. Als Gründerin beziehungsweise Gründer muss man konsequent „Nein“ sagen können und manchmal auch ein wenig herzlos bei der Priorisierung von Leads, neuen Features und anderen Dingen sein.
Einen schlagkräftigen Vertrieb aufbauen.
Eine gute Geschäftsidee ist noch kein erfolgreiches Geschäftsmodell. Dieses müssen Unternehmen sorgfältig entwickeln, um zuverlässig zu wachsen und Umsätze zu generieren, aber auch um Investoren zu überzeugen. Das fängt mit einer systematischen Analyse des Marktes, der Definition von Personas und Zielgruppen sowie vielen Segmentierungen an, damit das Unternehmen die richtigen Anwendungsfälle bedient und den Weg in die gewünschten Zielmärkte findet. Anschließend braucht es einen strukturierten Sales-Prozess mit klaren Regeln und Zuständigkeiten. Und natürlich ein engagiertes Team, das idealerweise von einem erfahrenen Vertriebler geführt wird, der dafür sorgt, dass alle fokussiert bleiben. Zudem sollten bereits frühzeitig vertriebsunterstützende Funktionen wie Sales Enablement, Vertragsmanagement und Support etabliert werden.
Die wichtigen Zahlen im Blick behalten.
Schon zum Start ihres neuen Unternehmens sollten Gründerinnen und Gründer eine übergeordnete Vision formulieren und diese ebenso wie die Quartals- und Jahresziele sowie die anvisierten Zielgruppen regelmäßig überprüfen. Klar definierte KPIs (Key Performance Indicators) und OKRs (Objectives and Key Results) helfen dabei. Dabei sollten unternehmensweite und funktionsübergreifende OKRs stets höhere Priorität haben als die von Arbeitsgruppen oder einzelnen Mitarbeitenden. Jedes Mitglied im Managementteam sollte für einen dedizierten KPI verantwortlich sein und das gesamte Team in festen Abständen über Fortschritte informieren.
Der Go-to-Market-Strategie treu bleiben.
Ist das Produkt erstmal etabliert, geht es darum, neue Regionen und Märkte zu erschließen. Die Anpassung der Strukturen und Prozesse für die Expansion erfordert viel Sorgfalt, damit es nicht zu den typischen „Wachstumsschmerzen“ kommt, die bei schnell steigenden Kundenzahlen und größer werdenden, in verschiedenen Regionen arbeitenden Teams oft auftreten. Wichtig ist, die Teams mit lokalen Experten zu unterstützen, die den neuen Markt und die dortigen Kunden kennen. Überhaupt müssen sich Gründerinnen und Gründer in dieser Phase oft daran gewöhnen, Verantwortung abzugeben, weil sie ab einer gewissen Unternehmensgröße schlicht nicht mehr alles wissen und alles selbst entscheiden können. Ihrer bewährten Go-to-Market-Strategie sollten sie aber auch beim Eintritt in neue Regionen und Märkte tendenziell treu bleiben und nur kleinere Anpassungen vornehmen.
Die Kommunikation nicht vernachlässigen.
Ein Unternehmen braucht eine übergeordnete Vision und Werte, für die es steht, damit alle Mitarbeitenden am gleichen Strang ziehen und erfolgreich zusammenarbeiten. Eine starke Unternehmenskultur kann aber nur entstehen, wenn die Vision und die Werte in alle Unternehmensbereiche getragen werden – was über Zeitzonen und Sprachbarrieren hinweg gar nicht so leicht ist. Besprechungen und Veranstaltungen, zu denen auch Team-Events wie gemeinsame Ausflüge oder Dinner zählen, sollten sich daher nicht allein an Deutschland oder Europa orientieren. Sinnvoll sind rotierende Zeiten und Orte, damit sich alle Mitarbeitenden – gleich welcher Region – gleichberechtigt einem großen Team zugehörig fühlen.
Fazit zu den Tipps für Unternehmensgründer
„Das in einem jungen Unternehmen nicht immer alles perfekt läuft, ist ganz normal – schließlich ist es eine komplexe und arbeitsintensive Aufgabe, in kurzer Zeit eine innovative Lösung zu entwickeln, Kunden zu gewinnen und Investoren zu überzeugen“, betont Samuel Müller, CEO und Mitgründer von Scandit. „Allerdings stehen Gründerinnen und Gründer mit ihren Herausforderungen nicht allein da. Viele Entrepreneure, die bereits erfolgreich Unternehmen aufgebaut haben, unterstützen gerne mit praxisnahen Anregungen und Empfehlungen. Manche Erfahrungen muss man aber auch einfach selbst machen – an ihnen wächst man und kann sie dann später selbst weitergeben.“
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