Bei den meisten Arbeitnehmern besteht der Arbeitstag nicht nur aus acht Stunden reiner Arbeit. Auch Begegnungen und Gespräche mit den Kollegen – ob in der Kaffeeküche, mit dem Tischnachbarn oder beim gemeinsamen Brainstorming – spielen eine wichtige Rolle und sind oft eine entscheidende Komponente der Unternehmenskultur. Als Folge der COVID-19-Pandemie arbeiten allerdings immer mehr Mitarbeiter Zuhause und sehen ihre Kollegen höchstens noch virtuell. Schwindet dadurch der Zusammenhalt? Wie Unternehmen dieser Herausforderung begegnen und eine kollaborative und motivierende Kultur in einer hybriden Arbeitswelt fördern können, erklärt Felix Kugler, Manager Channel DACH & Eastern Europe bei Atlassian.
Schwindet der Zusammenhalt, wenn alle Mitarbeiter allein Zuhause arbeiten?
Eine Entwicklung kann als exemplarisch für den jüngsten Wandel der Arbeitswelt gelten. Immer mehr Arbeitskräfte können und wollen im Homeoffice arbeiten. So bestätigen in der diesjährigen Ausgabe der Studie Reworking Work von Atlassian fast neun von zehn Wissensmitarbeitern in Deutschland (87 Prozent), dass sie in Zukunft hybrid oder vollständig remote arbeiten möchten. Vor allem hybrides Arbeiten erfreut sich dabei großer Beliebtheit, 58 Prozent präferieren dieses Arbeitsmodell. Dank neuer Technologien ist dies in vielen Unternehmen problemlos möglich. Was sind die Folgen für Zusammenarbeit und Miteinander, wenn Mitarbeiter sich immer seltener sehen?
Home Office beschreibt einen Arbeitsplatz, der im eigenen Heim aufgebaut ist. Dabei ist es wichtig, dass Mitarbeiter auch von dort aus alle wichtigen Aufgaben und Tätigkeiten ausführen können. Home Office kann den herkömmlichen Arbeitsplatz komplett ersetzen, als Zusatzoption zur Verfügung stehen oder abwechselnd genutzt werden.
Der kollegiale Zusammenhalt beginnt zu bröckeln
So verbringen die Befragten weniger Zeit damit, informell mit ihren Kollegen zu sprechen (45 Prozent) sowie bei organisierten Events mit ihrem Team und anderen Teams (jeweils 55 Prozent). Entsprechend empfinden zwei aus fünf (40 Prozent), dass die Qualität der sozialen Interaktionen mit ihren Teamkollegen schlechter geworden ist. Nur 15 Prozent nehmen dagegen eine Verbesserung wahr. Eine weitere Folge der zunehmenden Arbeit im Homeoffice: Ein Viertel der Befragten (24 Prozent) glaubt, dass seine Fähigkeiten, bedeutungsvolle Arbeitsbeziehungen aufzubauen, schlechter geworden ist.
Auch der Vergleich zum letzten Jahr zeigt einen zwar langsamen, aber durchaus beunruhigenden Trend. Nur gut jeder zweite Befragte (55 Prozent) hat das Gefühl, dass sein Team zusammenhält und eine Einheit bildet, ein Rückgang um vier Prozent gegenüber dem Vorjahr (59 Prozent). Darüber hinaus finden etwas weniger Befragte als letztes Jahr, dass ihr Team an einem Strang zieht, um die Arbeit zu bewältigen (58 zu 61 Prozent). Im internationalen Vergleich stimmen dem dagegen in den USA (75 Prozent), Australien (76 Prozent) und Indien (85 Prozent) wesentlich mehr Befragte zu, während Frankreich sich auf einem ähnlichen Niveau wie Deutschland befindet (57 Prozent) und Japan sogar noch schlechtere Ergebnisse erzielt (37 Prozent).
Trotz aller Vorteile des Homeoffice – etwa für die Work-Life-Balance, den eigenen Arbeitsrhythmus oder die Produktivität – die Nachteile für die soziale Komponente der Arbeit können langfristig immer größer werden. Unternehmen müssen deshalb neue Wege finden, um formelle sowie informelle Interaktionen zwischen Mitarbeitern zu fördern und ihnen dafür die richtigen Tools zur Verfügung stellen.
Digitale Tools für den Arbeitsalltag, gemeinsame Bürotage für die kreative Zusammenarbeit
Dazu gehören in erster Linie Tools für Videokonferenzen, damit Kollegen sich mal wieder sehen können. Auch Chat- oder Messenger-Dienste ermöglichen es ohne größeren Aufwand Fragen zu stellen oder sich über die Wochenendpläne zu unterhalten. Kollaborationstools beispielsweise für Wissens- oder Projektmanagement unterstützen dabei als Verlängerung der persönlichen Zusammenarbeit im Büroraum. Gleichzeitig muss aber auch die gemeinsam im Büro verbrachte Zeit neu strukturiert werden. Denn diese wird durch remote Arbeit in Zukunft immer wertvoller. Es bietet sich beispielsweise an, sie für kreative Prozesse zu verwenden. So zeigt die Studie, dass zwei Fünftel der Befragten (41 Prozent) inzwischen weniger Zeit mit Brainstorming-Sessions verbringen. Kein Wunder, auch mit entsprechenden Tools ist dieser Prozess digital mühsam und es kommt kein kreativer Flow zustande.
Auf den ersten Blick mag es für Unternehmen keine Nachteile haben, wenn Mitarbeiter sich während ihrer Arbeitszeit durchgängig auf ihre Arbeit konzentrieren, statt mit Kollegen zu sprechen. Allerdings müssen Führungskräfte bedenken, dass in informellen Gesprächen oft auch arbeitsrelevante Informationen und spannende Gedanken ausgetauscht werden und sie zudem die Beziehungen zwischen Mitarbeitern stärken. Dies wirkt sich wiederum positiv auf die Zusammenarbeit und damit auf die Ergebnisse, die Mitarbeiter erzielen, aus. Deshalb sollten Manager, besonders in verteilt arbeitenden Belegschaften, Möglichkeiten zum Austauschen schaffen und den internen Zusammenhalt fördern, damit trotz Distanz die Nähe nicht verloren geht.
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