Experten sind sich einig: Wer jetzt nicht digitalisiert, riskiert, auf Dauer abgehängt zu werden. Dabei geht es nicht nur um den Einsatz von virtuellen Collaboration-Tools und Automatisierung. Um zukunftsfähig zu bleiben, braucht es einen ganzheitlichen Ansatz. Für die Umsetzung können kleine und mittlere Unternehmen (KMU) Fördergelder von Bund und Ländern beantragen.
Letzte Ausfahrt: Digitalisierung
Die Pandemie hat noch einmal mehr verdeutlicht, wie wichtig digitale Technologien für Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft sind. Dem Branchenverband Bitkom zufolge hat Corona die Digitalisierung auch in zahlreichen Unternehmen beschleunigt. Das zeigt sich vor allem an den Erfolgen mit Home Office und virtueller Zusammenarbeit.
Home Office beschreibt einen Arbeitsplatz, der im eigenen Heim aufgebaut ist. Dabei ist es wichtig, dass Mitarbeiter auch von dort aus alle wichtigen Aufgaben und Tätigkeiten ausführen können. Home Office kann den herkömmlichen Arbeitsplatz komplett ersetzen, als Zusatzoption zur Verfügung stehen oder abwechselnd genutzt werden.
Jetzt müssen die Unternehmen ihre Digitalisierung aber auch weiter vorantreiben, fordert die KfW in ihrem Digitalisierungsbericht 2019, der im Mai 2020 vor dem Hintergrund der Pandemie aktualisiert wurde. Demnach nimmt der Mittelstand zwar in zunehmendem Maße Digitalisierungsprojekte in Angriff. Im Vergleich zu anderen Investitionsfeldern sind diese Ausgaben jedoch seit Jahren niedrig und beschränken sich vorwiegend auf den Einsatz von Collaboration-Tools und die Automatisierung von Prozessen. Entscheidend ist jedoch eine ganzheitliche Digitalisierung, warnen die Autoren der Studie. Hierzu gehört beispielsweise auch die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle, Dienstleistungen und Produkte.
Doch Modernisierungsprojekte kosten Geld und daran fehlt es vielen mittelständischen Unternehmen zurzeit. Daher bieten Bund und Länder finanzielle Unterstützung an. Ihre Förderprogramme richten sich gezielt an mittelständische Betriebe, die die gegenwärtige Krise bewusst als Chance zur Modernisierung begreifen und vor diesem Hintergrund ihre Digitalisierung gerade jetzt vorantreiben wollen.
Förderprogramme des Bundes
Zu den wichtigsten Initiativen auf Bundesebene zählt „Digital Jetzt“. Das Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) richtet sich an Unternehmen mit drei bis 499 Beschäftigten aus allen Branchen einschließlich Handwerk und freie Berufe. Die Betriebsstätte oder Niederlassung muss ihren Sitz in Deutschland haben.
Das Programm umfasst zwei Module:
Das Fördermodul 1: „Investition in digitale Technologien”
Unterstützt Unternehmen bei ihren Investitionen in Software und Hardware, insbesondere für die interne und externe Vernetzung. Förderfähig sind zum Beispiel Projekte rund um datengetriebene Geschäftsmodelle, Künstliche Intelligenz (KI), Cloud-Anwendungen, Big Data, Sensorik, 3D-Druck sowie IT-Sicherheit und Datenschutz.
Das Fördermodul 2: „Investition in die Qualifizierung der Mitarbeitenden”
Unterstützt Unternehmen dabei, Beschäftigte im Umgang mit digitalen Technologien weiterzubilden. Förderfähig sind Maßnahmen, die die Qualifizierung der Mitarbeiter verbessern – insbesondere im Hinblick auf die Erarbeitung und Umsetzung einer Digitalstrategie. Fördergelder gibt es zudem für Weiterbildungen, die Kenntnisse in IT-Sicherheit und Datenschutz sowie Basiskompetenzen für das digitale Arbeiten vermitteln. Die Fortbildungsanbieter müssen nach ISO 9001 zertifiziert sein oder eine Akkreditierung nach AZAV vorweisen können.
Unternehmen können Fördergelder in einem oder beiden Modulen beantragen. Die maximale Fördersumme beträgt 50.000 Euro pro Unternehmen – je nach Projekt und Unternehmensgröße.
Eine weitere bundesweite Förderinitiative ist der ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit der KfW. Dieser richtet sich an KMU, die seit mindestens zwei Jahren am Markt sind. Bereitgestellt werden Kredite über 25.000 bis 25 Millionen Euro mit einer Mindestlaufzeit von zwei Jahren. Vorgesehen sind sie für Digitalisierungsvorhaben im Bereich Industrie 4.0 wie das Vernetzen von ERP- und Produktionssystemen oder die Entwicklung und Implementierung von IT- und Datensicherheitskonzepten. Auch die Umsetzung digitaler Plattformen und Vertriebskanäle sowie Apps, innovative Produktionsmethoden wie 3D-Druck oder der Ausbau innerbetrieblicher Breitbandnetze werden mit dem Kredit gefördert.
Digitalisierung bezeichnet den Transformationsprozess analoger Prozesse, Daten oder Tätigkeiten in eine digitale Umgebung. Für Unternehmen bedeutet Digitalisierung die zunehmende Integration von Unternehmenssoftware zur Modernisierung des Datenmanagements, der Geschäftsprozesse, der Produktion und sämtlichen anderen Bereichen.
Förderung auf Länderebene
Auch die Länder bieten eigene Förderprogramme an. So unterstützt der „Digitalbonus“ (für Bayern sowie für Thüringen) mittelständische Unternehmen bei der Entwicklung, Einführung und Verbesserung von Produkten, Dienstleistungen und Prozessen sowie bei der Migration und Portierung von IT-Systemen und -Anwendungen. Gefördert werden Investitionen in Hard- und Software für die interne und externe Vernetzung – etwa in den Bereichen Industrie 4.0, datengetriebene Geschäftsmodelle, Warenwirtschaftssysteme, KI, Cloud, Sensorik sowie IT-Sicherheit.
„Mittelstand Innovativ & Digital“ heißt eine Initiative, mit der das Land Nordrhein-Westfalen KMUs darin unterstützt, ihre Innovationskraft zu stärken sowie ihre Produkte, Dienstleistungen und Produktionsverfahren digital weiterzuentwickeln. Das Förderprogramm basiert dabei auf einem Gutscheinmodell. Es werden drei Gutscheinvarianten angeboten, die unterschiedliche Ziele verfolgen und unterschiedlich dotiert sind. Beim Gutschein „Digitalisierung“ (Fördersumme bis zu 15.000 Euro) geht es um die Analyse und Umsetzung von Digitalisierungslösungen. Mit dem Gutschein „Analyse“ (Fördersumme bis zu 15.000 Euro) werden vor allem Technologieanalysen für Produkt- oder Dienstleistungsinnovationen und innovative Produktionsverfahren adressiert. Der Gutschein „Innovation“ (Fördersumme bis zu 40.000 Euro) fördert die Forschung, Entwicklung und Umsetzung im Hinblick auf Innovationsvorhaben. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie wurden die Förderquoten noch einmal erhöht.
Christian Zöhrlaut, Director Products Medium Segment bei Sage, sagt:
„Nach dem Ausbruch von Corona haben viele Unternehmen ihre Mitarbeiter ins Home Office geschickt, das hat den Einsatz von Collaboration-Tools massiv beschleunigt. Jetzt gilt es aber, den Digitalisierungsgrad darüber hinaus weiter zu erhöhen. Mit den Förderinitiativen von Bund und Ländern erhalten KMU finanziellen Spielraum, um eine ganzheitliche Digitalstrategie anzugehen. Unternehmen sollten diese Möglichkeit nutzen – und zwar jetzt. Wer weitere Jahre mit der Digitalisierung wartet, riskiert, den Anschluss zu verlieren. Wir empfehlen kleinen und mittelständischen Betrieben, die gegenwärtige Krise bewusst als Chance zur Modernisierung zu nutzen. Die Fördergelder auf Bundes- und Länderebene helfen dabei.“
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